Tipp des Monats – Juli 2009: Der Hund ein Wolf
Die Trainer der Tophundeschule geben Ihnen im Tipp des Monats Juli einige grundlegende Informationen zum Thema „in jedem Hund steckt ein Wolf“. Lesen Sie hier was es damit auf sich hat.
Es sind mindestens 10.000 Jahre vergangen, seit der Hund aus seinem Vorfahren, dem Wolf, hervorgegangen ist und durch Domestizierung zum unzertrennlichen Partner, Jagd- und Weggefährten des Menschen wurde. Viele Verhaltens- und Reaktionsweisen des Wolfes lassen auch nach derart langer Zeit immer noch interessante Rückschlüsse auf das Instinktleben unserer Haushunde zu. Die „Sprache“ der Wölfe und der Hunde besteht in erster Linie aus Körpersignalen (Mimik, Gestik, Rutenhaltung usw.), mit deren Hilfe die meisten Auseinandersetzungen – trotz ihrer gut ausgebildeten Waffen – relativ glimpflich beigelegt werden. So dienen Dominanz- und Drohgebärden, wie die Unterwürfigkeit, dem Zusammenleben und der Arterhaltung durch Kampfvermeidung. Kommt es doch einmal zu einem Kampf, so zeigt meistens bereits nach kurzer Zeit einer der Kontrahenten die Signale der Unterwerfung, indem er sich winselnd oder fiepend mit angelegten Ohren auf den Rücken wirft (Demutsgeste) und seine Rute zwischen die Beine klemmt, während der Sieger drohend mit aufgestellter Rute über dem Verlierer steht oder dessen Genitalien untersucht.
Zu Missverständnissen kommt es häufiger bei solchen Hunderassen, die durch ihr äußeres Erscheinungsbild (verzüchtet und degeneriert in Körpergröße, Haarlänge, Ohrenhaltung, Kupierungen etc.) von anderen Artgenossen nicht mehr richtig verstanden werden. Auch der Mensch sendet seinem Hund des Öfteren falsche Signale, wenn er ihn zum Beispiel zu sich ruft und ihm bei Nichtbefolgung durch seine Körperhaltung und seine Mimik droht, was den Hund letztlich zum Fernbleiben animiert. So kann schon das Anstarren eines Hundes erhebliche Aggressionen auslösen. Deshalb sollte man bei einem wütenden Hund ruhig stehenbleiben und das Gesicht leicht abwenden. Einem fremden Hund als Mensch aufrecht gegenüberzutreten oder sich gar über ihn zu beugen (starke Dominanz), zu lächeln (Zähne zeigen) und die Hand von oben herab nach ihm auszustrecken (Angriff), wird ihn in den meisten Fällen enorm provozieren.
Besser ist es, dem Hund mit ruhiger Stimme und nach vorn gehaltener, leicht geöffneter Hand zu begegnen. Selbstsicherheit und Wesensstärke drückt der Hund ? je nach Intensität der Drohung – dadurch aus, dass er sein Kinn zur Brust neigt, das Nacken- und Rückenfell sträubt, die Oberlippe hochzieht und die Ohren sowie die Rute aufrichtet. Angelegte Ohren, eingeklemmte Rute und ein zusammengekrümmter Körper weisen auf Unsicherheit, Unterwerfung oder Angst hin. Das Heulen der Wölfe, Kojoten, Schakale sowie vieler Wild- und Haushunde dient der Reviermarkierung und dem Zusammenhalt des Rudels.
Wenn ein Hund einer Sirene oder läutenden Glocken instinktiv mit Heulen „antwortet“, so hat dies also nichts damit zu tun, dass er Gehörschmerzen empfindet. Ein Hund, der beim Spielen einen Lappen mit seinem Fang extrem schüttelt, verhält sich wie seine wölfischen Vorfahren, die auf die gleiche Weise ihrer Jagdbeute damit das Genick brechen. Dreht sich ein Haushund vor dem Hinlegen auf seiner Decke mehrfach um die eigene Achse, so imitiert er ein Instinktverhalten, das ursprünglich dem Niedertreten von Gras oder Schnee diente. Wälzt sich ein Hund in stark riechenden Dingen (z. B. Mist oder Jauche), versucht er dadurch entweder seinen eigenen Geruch zu überdecken, um sich leichter unbemerkt an Beute heranpirschen zu können, oder ? falls er sich in toten Tieren wälzt ? den anderen Rudelmitgliedern einen Futterfund mitzuteilen. Je mehr wir Menschen vom Verhalten unserer geliebten „Wölfe im Wohnzimmer“ verstehen, die für ein bisschen Futter bereit sind, dem Menschen alles zu geben, umso konfliktfreier wird sich das Zusammenleben gestalten.
Duftsignale bei Hunden
Markierungen sind wie eine hinterlegte Visitenkarte
Wölfe haben es schon immer getan und Hunde haben es bis in die heutige Zeit übernommen: das Markieren ihres Territoriums. Wenngleich es beim Wolf ums Überleben ging, ob seine markierten Grenzen von Feinden eingehalten wurden, will ein Hund auch ganz gern der Chef in seinem Umfeld sein. Hier fühlt er sich stark und verteilt an exponierten Stellen seine Duftmarken. Besonders nicht kastrierte Rüden heben ständig das Bein, um ein wenig Urin abzugeben. Aber nur nicht zu viel, denn ein wenig sollte immer in Reserve sein ? wer weiß, vielleicht findet sich ja noch eine unbefleckte Stelle. Die gibt es natürlich in besonderem Maße auf Spaziergängen. Hierbei wird so viel Zeit wie möglich mit Schnüffeln verbracht. Und zwar sowohl gegenseitig als auch an jeder Stelle, die zuvor von einem anderen Hund markiert wurde.
Körper- und Lautsprache des Hundes
Einer der größten überheblichen menschlichen Irrtümer ist die Behauptung, Tiere könnten nicht sprechen. Wir meinen mit ?Sprache“ nur Sätze mit menschlichen Lauten. Tatsache ist: Tiere besitzen vielfältige Sprachen. Nur verstehen die meisten Menschen sie entweder nicht, selten, oder falsch. Wenn Menschen lächeln und dabei ihre Zähne zeigen, kann das ehrlich sein oder geheuchelt. Wenn Hunde ihre Zähne zeigen, ist das weder geheuchelt noch zum Lachen. Sie drohen. Doch beide können von ihren unterschiedlichen Gesten und Mimiken, ihrer verschiedenen Körper- und Lautsprache lernen. Selbst die Verkümmerung ursprünglicher Rudelkommunikation von Wölfen zu unseren Haushunden lässt noch erkennen, wie sich Hunde untereinander laut- und körpersprachlich verständigen.
In abgelegenen Gehöften ist dies noch erhalten geblieben, wenn sich ein Hofhund meldet, schlagen die anderen in der näheren (hörbaren) Umgebung in die Hunde-Nachrichtenmeldung ein. Zuerst sollten wir begreifen, dass der gesunde Hund besser hört als wir. Also ist kein Geschrei nötig. Schreien verrät nicht nur Hunden Unsicherheit und Aggressivität. Die deutsche Sprache ist eine hervorragende Dienstsprache, weil sie zischt und hart klingt. Aber Sitz, Platz, Los und Fass klingen zu ähnlich. Die englische Sprache unterscheidet für den Hund deutlicher: „Down“ für Platz, „Sit“ für Sitz. Der Unterschied zwischen den beiden Tätigkeiten ?niederlegen“ und ?sitzen“ ist für den Hund klar, zumal „down“ angenehmer, beruhigender klingt. Um bei der deutschen Sprache mit vielen Zischlauten zu bleiben, sollten wir demnach das „Sitz!“ vom „Plaaaatz“ deutlicher trennen. Sprechen Sie „Platz“ also gedehnter, tiefer aus. Ein „Pass auf!“ können Sie dann schärfer, anregender sprechen. Dazu dient das schärfer gesprochene „Passss“. Alle diese Gebots-Hörzeichen können verständlich und ohne Geschrei ausgesprochen werden.
Wie wollen Sie stärker betonen, wenn Sie schon normalerweise aus vollem Halse schreien? Jedes denkende Lebewesen stumpft ab, wenn Gebote und Verbote immer in der schrillsten Tonart befohlen werden. Lernen Sie, die Gebots-Hörzeichen von den Verbots-Hörzeichen auch unterschiedlich zu betonen, und der Hund hört immer häufiger (darauf), weil er ebenfalls das angenehme Gebot vom unangenehmen Verbot unterscheiden kann. Monoton gesprochene Hörzeichen – ob Verbot oder Gebot – sind nicht zu unterscheiden. Wenn man aus lauter Unsicherheit zwischen die klaren Hörzeichen einen menschlichen Satz einbaut, verquatscht man die Deutlichkeit. Folge: Der Hund weiß nicht mehr, was gemeint ist. Wenn Ihr Hund sich vier, fünf Jahre an Sie gewöhnt hat, dann weiß er, was Sie meinten. Vielleicht. Aber bis zu diesem Verständnis war es ein adrenalinreiches Leben.
Ihr Hund folgte vielleicht nur aus blindem Gehorsam, Einfühlungsvermögen, Druck oder Angst. Mit zunehmender Gewöhnung an Ihre sprachlichen und körperlichen Eigenarten findet der Hund heraus, was Sie für ihn bedeuten. Er lernt, mit zunehmendem Alter feinere Unterschiede herauszuhören. Der ganze tierische Sprechunterricht ist natürlich dann für die Katz, wenn andere Miterzieher völlig durcheinander befehlen. Der Hund wird dann notgedrungen das tun, was er für sich heraushört. Und das wird immer das sein, was für ihn angenehm ist. Natürlich läuft ein Hund lieber ohne Leine, sogar ohne Halsband, aber zu seinem Schutz und zum Schutz anderer geht es oft nicht ohne diese Hilfsmittel.
Der Hund ist nicht schuld, wenn es nicht funktioniert, denn er lernte es nicht besser. Man sieht und hört die eklatantesten Fehler immer wieder: Der Hund wird bestraft, wenn er herkommt. Auch wenn er auf gebrülltem Befehl nicht folgt: Der Hund verknüpft nur das unmittelbare Tun. Warum sollte er auf diesen furchterregenden Ton hereinfallen und dann, wenn er es doch macht, auch noch bestraft werden? Da wäre er ganz schön bescheuert. Und diesen Fehler macht er meistens nur einmal. Loben muss man können. Wo und wie loben? Das Wichtigste: Das Lob muss ernst gemeint sein, also nur nach erbrachter (und nicht nur angedeuteter) Leistung ? und kein Selbstlob! Manche tragen prallgefüllte Leckerli-Tüten mit sich und verteilen rundum und jede Minute. Das ist nur Eigensucht: ?Guckt nur, alle Hunde kommen zu mir!“ Die Hunde nehmen es, klar, aber nicht als Lob. Ihr Hund wird spontaner und freudiger zu Ihnen kommen, wenn er Angenehmes erwarten kann und keinen Anschiss zur falschen Zeit. Wer zu spät reagiert, den bestraft der konsequente Hund.
Führen durch Motivation
Das soll auch im Berufsleben wirken. Der Urahn Wolf braucht, das wissen wir dank Verhaltensforschung und Wildbiologie, ausgeprägte Regeln weil er ein sehr soziales Rudeltier ist – ja sein muss – um so gescheit zu überleben, wie er es uns gelehrt hat. Er konnte sich anpassen, weil in seinem Rudel eiserne Regeln gepflegt werden. Diese Ordnung ist biologisch. Wir haben damit Schwierigkeiten, weil wir uns der natürlichen Ordnung entfremdet haben. Wir müssen die Natur wieder neu lernen, wollen wir Tiere verstehen. Selbst der Hunde-Stadtneurotiker beherrscht die Regeln der Hundesprache.
Im Vergleich zum Wolf sind sie freilich, wegen des Umgangs mit Menschen, geändert. Sie haben sich dem Menschen angepasst, soweit es dem Rudeltier Hund möglich war. Diese Signale müssen wir wieder neu entdecken. So fällt uns das tierliche Verständnis wesentlich leichter, also auch das Miteinander logischer. Das heißt: nicht vermenschlichend eigennützig, sondern verständnisvoll das Andere im anderen Lebewesen sehen und hören. Dies bedeutet im übertragenen Sinne nichts anderes, als Toleranz gegenüber anderen Lebewesen zu üben. Was meinen Sie: Wie viele grundsätzliche Signale kann ein Hund allein mit seinen Körperteilen aussenden? Es sind ca. 13 unterscheidbare Körpersignale mit 71 Kriterien. Natürlich sind Kopf, Rute, Ohren, Fang die wichtigsten Zeichen. Aber dazu zählen noch viele Feinheiten (Unterabteilungen), die Sie mit entsprechender Übung erkennen können.
Die Trainer der Tophundeschule wünschen Ihnen und Ihrem Hund (Wolf) weiterhin viel Spaß!
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