Tipp des Monats – Januar 2014: Hundeernährung – Fehler, Symptome falscher Ernährung und was ist nun das richtige Hundefutter?
Im Artikel Januar 2014, aus der Reihe mit Tipps zur Hundeerziehung “Tipp des Monats”, beschäftigt sich Profi-Hundetrainer Detlev Schönfelder mit dem langwierigsten und polarisierendsten Thema unter Hundehaltern – der Hundeernährung. Detlev Schönfelder arbeitet das Thema von Grund auf, erörtert die Gründe unterschiedlicher Meinungsentwicklungen, zeigt typische Fehler in der Hundeernährung und deren Symptome und gibt zu guter Letzt einen Ausblick auf das richtige Hundefutter.
Wie in vielen Bereichen der Erziehung ranken sich auch um das Thema der Ernährung für unsere Hunde viele Mythen. Es ist auf den ersten Blick unsere freie Entscheidung, welches Futter wir unseren geliebten Vierbeinern geben. Schaut man sich sein eigenes Denk- und Kaufverhalten an, wird man schnell feststellen: Wir lassen uns von der Werbung und vielen vermeintlichen Fachleuten gut steuern. Das beginnt schon beim Züchter, der einem neuen Hundebesitzer oftmals die Grundversorgung des Welpen für die ersten 2 bis 3 Tage mit auf den Weg gibt. Es geht in der Welpenstunde weiter mit den Futterempfehlungen der Trainer. Wer es bis hierhin geschafft hat, sich nicht unüberlegt verleiten zu lassen, wird aber dann spätestens beim Tierarzt schwach. Der sollte es ja schließlich wissen … Leider wird an dieser Stelle oft vergessen, dass ein Tierarzt auch ein Kaufmann ist.
Ich möchte hier nun versuchen, einen groben Überblick über die – zum Teil sogar verfeindeten – Lager der Hundebesitzer zu geben
Pauschal kann man sagen, dass es 3 Möglichkeiten zur Fütterung gibt:
- Trockenfutter
- Dosenfutter
- Barfen (das Futter selbst „herstellen“)
Ohne an dieser Stelle groß in die Vergangenheit einzusteigen, so ist ein kleiner Ausflug zum besseren Verständnis nötig. Der Hund ist ein Jäger, Fleisch- und Aasfresser. Wir haben in tausenden von Jahren den Urahn des Hundes „zivilisiert“ und durch Zucht die heutige Artenvielfalt geschaffen. Was wir durch die Zucht aber nicht geschafft haben, ist, die grundlegende Anatomie des Hundes zu verändern. Ganz im Gegenteil. Durch das Züchten sind Krankheiten und Verhaltensweisen entstanden, die es in dieser Form früher nicht gab. Unabhängig davon sind aber die Verdauungsorgane des Hundes immer noch die gleichen wie früher.
Wie aber erkenne ich nun gutes Hundefutter?
Hier nun einige Punkte, die wir Hundehalter an unserem Hund nicht feststellen möchten:
- Übergewicht (der Hund bekommt durch das Futter zu viel Energie – oftmals durch minderwertiges Futter, in dem zu viele „Sattmacher“ enthalten sind).
- Untergewicht (der Hund bekommt zu wenig Energie durch das Futter).
- Stumpfes, glanzloses Fell.
- Öliges, fettiges Fell.
- Tockene, spröde, empfindliche Haut bis hin zu Juckreiz und Ekzemen
- Weicher, breiiger Kot bis hin zu Durchfall
- Große Mengen an Kot
- Sehr häufiges Absetzen von Kot
- Sehr harter Kot bis hin zur Verstopfung
- Probleme beim Absetzen des Kots;
- Deydrierung
- Plötzliche Verhaltensauffälligkeiten bei Futterumstellung
- Appetitmangel und Fressunlust.
Bevor ich nun auf verschiedene Punkte näher eingehe, stelle ich erst einmal die etwas provokante Frage: Warum füttern wir Trockenfutter? Sicherlich denken viele Hundehalter erst einmal an die Bequemlichkeit, an das einfache Umsetzen, es soll schnell gehen, an die Kosten und sicherlich auch an die Vorratshaltung. Einmal einen 25-kg-Sack gekauft und es ist erst einmal alles gut. So einen Sack kann man problemlos 2 Jahre aufheben (wie so manche Dose auch). Welches unserer Lebensmittel aber können wir so lange aufbewahren? Nur das, das mit viel Chemie (Konservierungsstoffen) behandelt wurde. Bei Trockenfutter denken Sie bitte an das Wasser. Ein durchschnittlich großer Hund benötigt bei einer Fütterung mit Trockenfutter ca. 4 Liter Wasser täglich, um keine späteren gesundheitlichen Schäden zu bekommen.
Streitthema: Tierversuche
Dann noch ein ganz anderer Faktor, der in unserem Umweltbewusstsein eine große Rolle spielt: Wie sieht es in diesem Bereich eigentlich mit Tierversuchen aus? Ja, Sie lesen richtig! Auch die Hersteller von Tierfutter, also auch unser Hundefutter, testen in Labors die Wirksamkeit der einzelnen Inhaltsstoffe. In den Labors sitzen u.a. auch Hunde und Katzen, an denen jahrelang Forschung betrieben wird. An dieser Stelle soll nun nicht mit dem Finger auf eine bestimmte Firma gezeigt werden – die Liste ist leider lang. Jeder kann sich aber sein persönliches Bild machen. Viele Tierschutzorganisationen (wie z.B. PETA) veröffentlichen Listen, einige davon sind auch online ansehbar (z.B. Tierversuche-Datenbank) – überzeuge Sie sich selbst!
Was aber macht nun – unabhängig von den Tierversuchen – ein gutes Hundefutter aus?
Weder der Preis noch die offensiven Werbekampagnen mit den tollenden Hunden sind ein Indikator für die Qualität eines Hundefutters. Auch Hundefutter-Verbrauchertests sollten kritisch hinterfragt werden. Hier werden zwar meist der vorgeschriebene Nährstoffgehalt oder die Schadstoffbelastung untersucht – oft sagen die Testkriterien aber nichts darüber aus, wie hochwertig und verwertbar die Inhaltsstoffe für den Hund wirklich sind und wer diese Studie in Auftrag gegeben hat. Ein Hundefutter, auf dem „sehr gut“ steht, muss also noch lange nicht „sehr gut“ für die Ernährung des Hundes sein. Selbst der vielversprechende Zusatz „Bio“ auf den Verpackungen sagt nur aus, dass in diesem Futter (einzelne) Inhaltsstoffe von Bio-zertifizierten Herstellern sind – aber noch lange nicht, wie gut der Hund sie verwerten kann.
Günstiges – um es deutlich zu sagen: billiges – Hundefutter kann nur hergestellt werden, wenn große Mengen billiger Füllstoffe enthalten sind. Hunde brauchen zwar Ballaststoffe in geringen Mengen, jedoch strapazieren minderwertige Füllstoffe den Verdauungstrakt nur unnötig und können darüber hinaus zu Allergien führen. Minderwertige Füllstoffe werden meist als Tierkörpermehl oder pflanzliche Abfallprodukte deklariert, doch auch Mais, Braugerste, Bäckereierzeugnisse oder Molkereiprodukte gehören dazu. Getreide ist sehr problematisch, da es nur bedingt verwertet und meist eher wegen der Wirtschaftlichkeit verwendet wird. Bei der Auswahl des Hundefutters sollte deshalb darauf geachtet werden, dass der Hauptbestandteil tatsächlich „Fleisch“ ist. Auch die Bezeichnung z.B. „Geflügelfleischmehl“ täuscht einen falschen Eindruck vor. Hierunter fallen auch alle nicht verwertbaren Produkte wie Schnäbel, Füße etc.
Ein ganz anderer Gesichtspunkt, der vielen Hundebesitzern sicherlich in dieser Deutlichkeit nicht bewusst ist. Es steht z.B. auf der Verpackung: Futter mit Rind. Nun gehen wir davon aus, dass der Hauptbestandteil Rind ist. Die gesetzliche Vorschrift besagt aber nur, dass 4 Prozent Rind in der gesamten Dose/Futtersack enthalten sein müssen. Ich versuche Ihnen das an einem Beispiel deutlich zu machen. Stellen Sie sich ein leeres Einfamilienhaus mit vielen Zimmern vor. In diesem Haus befindet sich im Schlafzimmer ein Kleiderschrank, der voll ist. So in etwa sind die Relationen im Futter zu sehen. Das Einfamilienhaus wäre in diesem Beispiel der Futtersack und der volle Kleiderschrank der Fleischanteil in diesem Futter.
Aber Vorsicht!
Vorsicht geboten sein sollte auf jeden Fall, wenn lediglich „tierische Nebenerzeugnisse“ auf dem Etikett steht. Wenn dieses vom Hersteller nicht differenziert wird, kann man ebenso Blut und Knochen verstehen – für den Hund durchaus hochwertiger Lieferant von Kalzium und Mineralien – wie auch minderwertige Abfallprodukte, wie z.B. Urin. Auch hier gilt: Hersteller von gutem Hundefutter schlüsseln die einzelnen Bestandteile auf!
Als nächstes kommen die Bereiche der künstlichen Konservierungsstoffe, der Duftstoffe und der Geschmacksverstärker, die alle reichlich in vielen Hundefutter-Sorten enthalten sind. Die Liste dieser Stoffe wäre jetzt wirklich meterlang und für uns Laien ziemlich unverständlich (natürlich nicht ohne Grund!). Wichtig ist aber zu wissen, dass sich hinter den Begriffen „Bäckereierzeugnis“ oder „Melasse“ oft Zucker verbirgt. Genauso wie übrigens in Rübenschnitzeln, die ebenfalls gerne reichlich eingesetzt werden. Oftmals sogar mit dem Hinweis „entzuckert“; dass Trockenfutter oftmals auf 500 Grad erhitzt wird, um Erreger und Keime sowie Bakterien abzutöten (leider auch die guten), bestimmte Pilze aber trotzdem überleben; der Zahnbelag sich trotzdem bildet (das Trockenfutter wird nicht richtig zerkaut); künstliche Vitamine in den falschen Mengen hinzugefügt werden; die vielgepriesenen Dentalsticks, die reichlich Zucker enthalten (bis zu 50 Prozent!), Zutaten, deren Einsatz in der Landwirtschaft vom Gesetzgeber verboten ist – Hundefutter aber zugefügt wird (Informationen unter: www.bfr.bund.de ) und vieles mehr.
Vielleicht führt dieser Beitrag dazu, dass Sie – liebe Hundehalter – das Thema Futter für Ihren Hund noch einmal überdenken und zumindest auf Folgendes achten:
- Reines Fleisch als wichtigster Proteinlieferant (Prozentangaben oder Deklaration an erster Stelle)
- Wenn Getreide enthalten ist, dann aufgeschlüsselt: Reis, Hirse, Buchweizen oder Amaranth
- Hochwertiges Gemüse und Obst (ebenfalls einzeln aufgeschlüsselt)
- Günstiges Calcium-Phosphor Verhältnis von 1,2:1
- Hochwertige Öle und Fette (Lachsöl, Sonnenblumenöl. Keine Pauschalfette – das kann auch Friteusenfett sein)
- Konkrete Deklaration, klare Herkunftsnennung, transparente Etiketten.
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Die Trainer der mobilen Hundeschule „Tophundeschule“ wünschen Ihnen und Ihrem Hund weiterhin viel Spaß!
Tel.: +49 (0) 40 64 68 98 12
Tel.: +49 (0) 17 22 71 66 97
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